Das Würzburger Bündnis für Zivilcourage hat kürzlich zu einer Podiumsdiskussion mit den Kandidaten der Würzburger Bürgermeisterwahl geladen. Die Diskussion hat uns darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig Zivilcourage auch auf Festen ist. Gerade wo viele Menschen zusammenkommen, ist oft gegenseite Hilfe gefragt. Auch wenn ein Fest wohlorganisiert ist und genügend Mitarbeiter sich um alle Aufgaben kümmern, kann es doch schnell zu Situationen kommen, in denen man froh ist, wenn einem geholfen wird. Nicht immer können Sicherheitskräfte schnell genug vor Ort sein, um einzugreifen. In solchen Situationen musste so mancher Festwirt schon selbst für Ordnung sorgen oder couragierte Besucher haben Hilfe geleistet. Die Szenarien sind vielfältig: Leistung von Erster Hilfe, Schlichtung von Streit, Weitergabe von Fundsachen, Einschreiten bei Diskriminierung, Unterstützung von Personen mit Handicap oder einfach nur die Erklärung des Wegs. Für viele erscheint die Ausübung von Hilfe in solchen Situationen selbstverständlich – doch banal gesagt: Wo es  früher noch üblich war, der „Oma“ über die Strasse zu helfen, wird Hilfsbedürftigkeit in unserer hektischen Welt gern mal übersehen.

Feste sind häufig ein Magnet für Touristen und werden von multikulturellem Publikum besucht. Gerade hier hat man als Festwirte die Chance, sich für ein weltoffenes Deutschland stark zu machen. Ein boomender weltweiter Tourismus zeigt doch, dass wir uns alle freuen, an dem Leben und damit natürlich auch den Festen anderer Nationen teilhaben zu dürfen. Dies sollten wir auch den Besuchern unserer Feste ermöglichen. Der ganz praktische Vorteil einer erfolgreichen Willkommenskultur auf Festen: Eine fröhliche Gesamtstimmung bietet den geringsten Nährboden für Aggesivität, der Festwirt kann sich ganz auf seine Geschäfte und das Amt des Gastgebers konzentrieren.

Was kann man tun, um Willkommenskultur und eine ausgeglichene Gästegemeinde zu erzeugen? Wie das Wort Zivilcourage schon sagt, handelt es sich dabei um den Mut des Bürgers zum Handeln und Helfen. Das beginnt mit Kleinigkeiten und endet womöglich beim Retten von Leben. Natürlich wird nicht erwartet, dass Helfer ihre eigene Gesundheit riskieren – auch wenn viele couragierte Bürger dies immer wieder tun. Zivilcourage sollte nicht dafür stehen, den Helden spielen zu müssen. Als Festwirt ist es hilfreich, in Punkto Sicherheit auf dem neuesten Stand zu sein, erste Hilfe leisten zu können und Präsenz auf dem Festplatz zu zeigen. Dies gilt natürlich genauso für die eigenen Mitarbeiter. Hier gilt es, bereits im Vorfeld des Festes gut zu schulen und für potenziell kritische Situationen zu sensibilisieren. Außerdem kann es Sinn machen, einen Mitarbeiter zum „Krisenmanager“ zu ernennen, der sich im Notfall zuständig fühlt und Verantwortung übernimmt. Auf diese Weise gelingt es leichter, Ruhe zu bewahren und nicht nur im Ernstfall vernünftig und angemessen zu handeln. Außerdem gilt wie überall: Die meisten Mitarbeiter freuen sich, Verantwortung zu übernehmen und Ansprechpartner für einen individuellen Bereich zu sein.

Natürlich gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, im Rahmen eines Festes Zivilcourage zu zeigen. Beispielsweise durch Spendenaktionen, Stammtische für Minderheiten, durch das Aufzeigen von Grenzen und die Akzeptanz anderer Ansichten. Ein Hoch auf die Zivilcourage!